Cannabis – Ein Zukunftsmodell

  1. Anbau
  2. Hanf als Rohstoff
  3. Cannabis in der Medizin
  4. Vertrieb
  5. Konsum

In einem fortschrittlichen und nachhaltigen 21. Jahrhundert muss auch mit einigen reaktionären und weltfremden Dogmen aus alten Zeiten aufgeräumt werden.

Viele davon wurden nicht aus evidenzbasierten Gründen erschaffen und dennoch weiterhin aufrechterhalten, da sie einigen wenigen große Vorteile bringen.

Das gilt für gesellschaftliche, wirtschaftliche genauso wie für ökologische Themen, die wir offen und ohne Vorurteile neu verhandeln müssen.

Cannabis ist eines dieser Themen, welches eine grundlegende Neubewertung benötigt, um das Potenzial dieser Pflanze mit all ihren Möglichkeiten nutzen zu können.

Schon 54 Prozent der Menschen in Österreich sind für die Legalisierung von Cannabis.

Zum Großteil wird hier auf lange bekanntes Wissen (welches teilweise über mehrere tausend Jahre überliefert wurde) zurückgegriffen, etwa die Nutzung von Hanf für die Herstellung von Kleidung oder Medizin.

In den USA wurde zum Beispiel 1611 in Virginia ein Gesetz verabschiedet, das Bäuer:innen den Anbau von Hanf vorschrieb, weil es als Rohstoff unabdingbar war.

Im Zweiten Weltkrieg spielte Hanf eine wichtige Rolle, als in den USA mit Filmen wie „Hemp for Victory“ (Hanf für den Sieg) Bäuer:innen überzeugt werden sollten, Hanf anzubauen, mit dessen extrem starken Fasern Seile produziert wurden.

Das war zu dieser Zeit jedoch schon eine Ausnahme, denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde — beginnend in den Vereinigten Staaten von Amerika — aus rein rassistischen Gründen Cannabis immer weiter kriminalisiert.

Bis heute ist weltweit kein Mensch bekannt, der an einer Überdosis Cannabis gestorben ist.
Alkohol alleine ist für rund 3 Millionen Tote jedes Jahr verantwortlich.

Der Ursprung lag darin, mexikanische Landarbeiter:innen zu brandmarken, welchen Jobdiebstahl vorgeworfen wurde, während in der Tat reiche Landbesitzer die günstigen Arbeiter:innen aktiv ins Land holten, um ihre Profite zu steigern. So wurde auch bei der in New Orleans aufkommenden Jazz-Musik, welche von Afroamerikaner:innen erfunden und weiterentwickelt wurde, Marihuana als vermeintliche Ursache für die „unanständige“ Musik ausgemacht.

In dieser Situation kam außerdem etwas ganz Banales dazu, das wir aus unserer heutigen Politik auch kennen: Karrierismus. Damals ahnte ein gewisser Harry J. Anslinger, dass er im Federal Bureau of Narcotics steil Karriere machen könnte, wenn er sich auf das Verbot von Cannabis konzentrierte.

So begann er gemeinsam mit dem Medienoligarchen und Rassisten William Randolph Hearst mit sensationell aufgemachter Werbung eine Hetzkampagne gegen Cannabis, die Angst und Rassismus schürte und die Pflanze mit kriminellen Handlungen in Verbindung brachte.

Auch die Pharmakonzerne hatten aufgrund der fehlenden Aussicht auf riesige Profite keinerlei Interesse an einem patentfreien und sehr weit einsetzbaren Rohstoff wie Cannabis.

Mit Hanfkalk aus Cannabis lassen sich komplette Häuser bauen. Für ein Ein- bis Zwei­familien­haus ist die Menge eines Hanf­feldes von ein bis zwei Hektar Größe, gewachsen in ca. 100 Tagen, bereits aus­reichend.

Diese und viele weitere Kampagnen führten schließlich in den 50er Jahren in den USA zum Verbot von Cannabis und zur Gleichsetzung mit Heroin. Damit wurde weltweit Druck auf andere Länder gemacht, es den USA gleich zu tun. (siehe auch: Single Convention on Narcotic Drugs, 1961)

Wir wollten mit diesem stark verkürzten geschichtlichen Ausflug zeigen, wie und weshalb die Cannabissituation an jenen Punkt kommen konnte, an dem wir heute sind.

Cannabis wurde nicht verboten, weil es richtig war, sondern weil Rassist:innen und Kapitalist:innen das so wollten.

Es gibt keinen triftigen Grund für die weiter andauernde Kriminalisierung von Cannabis!

In diesem Positionspapier wollen wir aufzeigen, wie Cannabis in seiner ganzen Fülle im 21. Jahrhundert gesellschaftlich sinnvoll eingesetzt werden könnte.

Das beginnt beim Anbau, welchen wir kleinteilig, regional und rein biologisch umsetzen wollen, damit viele Bäuer:innen davon ein gutes und schönes Leben führen können.

Es geht weiter über die Landschaftspflege und den Umwelt- wie Klimaschutz, wo Cannabis durch sein extrem schnelles Wachstum zum Beispiel weit mehr CO2 aufnimmt als die meisten anderen Pflanzen.

Danach kommen wir zu Cannabis als Werkstoff, wo von Textilien, über Bau- und Dämmstoffen bis hin sogar zu Stahlersatz, die Einsatzgebiete fast unendlich sind.

Weiter kommen wir dann zum medizinischen Bereich, wo Cannabis und seine unterschiedlichen Wirkstoffe breite Einsatzgebiete von Appetitanreger bis hin zur Schmerztherapie ermöglichen.

Schließlich wollen wir Cannabis als Konsummittel komplett neu aufstellen, wo wir einen ebenfalls regionalen Vertrieb ohne Großunternehmen realisieren und allen erwachsenen Menschen den verantwortungsvollen und freien Konsum ermöglichen wollen. Hier würden als positive und gewaltige Nebeneffekte die Kriminalität gesenkt, den Dealer:innen ihre Geschäftsgrundlage entzogen, die Steuereinnahmen sprudeln und die Exekutive und Judikative massiv entlastet.

1. Anbau

Beginnend beim Anbau wollen wir die ganz neue Herangehensweise beim Aufbau dieses neuen Wirtschaftszweiges verankern.

Umweltschutz, Subsistenz, Regionalität genauso wie rein biologischer Anbau bilden daher die Grundfesten des Cannabisanbaus.

Ganz ohne Konzerne wollen wir Unternehmensgrößen strikt begrenzen, damit Bäuer:innen einerseits ohne Subventionen ein gutes Leben führen können und andererseits das Entstehen unnötiger Großbetriebe verhindert wird.

Wir wollen den Umwelt- und Klimaschutz massiv vorantreiben und hierfür von den beeindruckenden Fähigkeiten von Cannabis zum Beispiel bei der Bodenentgiftung oder der CO2-Bindung profitieren.

Ebenso wollen wir eine regionale Verwertung des Rohstoffes, regionale Wertschöpfung, regionale Steueraufkommen und dadurch regionale Synergieeffekte: Gute Jobs, gute Unternehmensmöglichkeiten, Umwelt- und Klimaschutz sowie Regionalität gehen Hand in Hand und werden ihre Überlegenheit gegenüber der kapitalistischen Marktwirtschaft beweisen.

Wir schlagen vor:

  • Legalisierung des privaten Anbaus von Cannabis.
  • Legalisierung des gewerbs- und geschäftsmässigen biologischen Anbaus von Cannabis ausnahmslos durch lizenzierte Kleinbetriebe.
  • Staatliche Qualitätskontrolle und Festlegung von THC-Höchstwerten für alle Produkte.
  • Reglementierung der Anbaufläche und des Ertrages pro Unternehmen, damit diese kostendeckend, aber nicht gewinnbringend arbeiten können.
  • Importerlaubnis nur für Cannabis, welches – unabhängig vom Herkunftsland – unter den in Österreich geltenden Bedingungen hergestellt wird.
  • Gesetzliche Preisbindung für Cannabis-Rohstoffe, damit Bäuer:innen davon gut leben können.

2. Hanf als Rohstoff

Die Faser der Cannabispflanze eignet sich durch ihre besonderen Eigenschaften wie ihrer Länge oder dem niedrigen Ligninwert besonders gut als Rohstoff zu Herstellung verschiedenster, sehr widerstandsfähiger Produkte: als Papier, leistungsfähiger Werkstoff, Nahrungsmittel, Baumaterial, Textilie und vieles mehr.

Es ist kaum bekannt oder breiter thematisiert, dass die Cannabisfaser aufgrund ihrer Eigenschaften schon jetzt sehr stark in der Industrie eingesetzt wird.

Sei es in der Papierherstellung, als Ersatz für Plastik in der Automobilindustrie — zum Beispiel bei Armaturenbrettern — oder als Dämmmaterial im Häuserbau.

Laufend werden neue Einsatzgebiete für die Hanffaser gefunden und ihre Verbreitung sollte stark gefördert werden, während gleichzeitig neue Ressourcen in die weitere Grundlagenforschung fließen.

Wir schlagen vor:

  • Bereitstellung hoher finanzieller Förderungen für die Grundlagenforschung zu Hanf als Roh- und Werkstoff.
  • Bereitstellung finanzieller Förderungen zur Entwicklung von Maschinen zur Ernte und Verarbeitung von Hanf.
  • Schaffung von Förderung und Vorgabe zum breiten Einsatz von Produkten aus Hanf bei der Wärmedämmung, der Textil- sowie Papiererzeugung usw.
  • Förderungen zur Organisation von österreichweiten Informationsveranstaltungen und Messen, um Menschen über die vielfältigen Möglichkeiten von Hanf und Cannabis aufzuklären, neue Produkte vorzustellen und das Wissen und die Akzeptanz zu steigern.

3. Cannabis in der Medizin

Cannabis ist kein Wundermittel und doch ist es eines der am längsten bekannten Heilmittel der Menschheit.

In vielen Bereichen wie der Schmerztherapie, Palliativmedizin oder bei Krankheiten wie Multipler Sklerose oder jenen, die zu Appetitverlust führen, ist die Wirksamkeit von Cannabisprodukten schon lange erforscht und bewiesen.

Deswegen soll hier zum einen der Zugang zu Medikamenten mit den Wirkstoffen der Cannabispflanze erleichtert als auch die Kosten für diese Produkte per Gesetz gesenkt werden und zum anderen gleichzeitig stark in die weitere Erforschung von Cannabis
als Heilmittel investiert werden.

Wir schlagen vor:

  • Bereitstellung hoher finanzieller Förderungen zur Erforschung der Wirkung von Cannabis als Heilmittel
  • Verkauf von medizinischem Cannabis ausschließlich in Apotheken
  • Wird Cannabis ärztlich verschrieben, soll es auf Rezept in Apotheken bzw. Konsumverkaufsstellen beziehbar sein.

4. Vertrieb

So wie auch beim Anbau soll auch der Vertrieb von Cannabis als Genussmittel regional und von konzessionierten Kleinunternehmer:innen umgesetzt werden.

Franchiseunternehmen genauso wie Ketten werden in diesem Wirtschaftszweig nicht möglich sein, damit das Gewinnmaximierungsstreben nicht den Zielen von guten Jobs, kontrollierter Qualität, solider Kund:innenberatung und regionaler Wertschöpfung entgegensteht.

Unternehmer:innen erhalten nur dann eine Konzession, wenn sie sich zu regelmäßigen Fortbildungen im Bereich der Beratung verpflichten, ebenso wird stark darauf geachtet, dass Verkaufsstellen gut durchdacht auf das jeweilige Gebiet verteilt sind.

Wir schlagen vor:

  • Festsetzung gesetzlicher Preise für unterschiedliche Cannabis-Konsumprodukte.
  • Vergabe von Lizenzen für den Vertrieb von Cannabis an Privatpersonen ab dem 18. Lebensjahr und einer Höchstabgabemenge von 10g THC.
  • Bei der Lizenzvergabe wird darauf geachtet, dass es keine starke Konzentration von Verkaufsstellen an einzelnen Orten gibt und damit die Betreiber:innen kostendeckend arbeiten können (vgl. Gebietsschutz in anderen Branchen).
  • Konsum ist in und um Verkaufsstellen nicht gestattet.
  • Verpflichtendes Aufliegen von Informationsmaterial zur Aufklärung über Konsum und Suchtberatung.

5. Konsum

Menschen möchten sich ab und zu berauschen, brauchen Hilfe bei der Entspannung, wollen inspiriert werden, ihre Gedanken schweifen lassen, wollen mit Freund:innen lachen, gesellig sein.

Manche trinken dafür Alkohol, andere wollen dafür gar nichts konsumieren, manche rauchen eine Zigarette, andere essen ein Rieseneis und manche konsumieren Cannabis.

Erwachsenen Menschen muss offen stehen, was sie ihrem Körper zuführen. Mit klaren Regeln und natürlich Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen soll der Erwerb und Konsum von Cannabis für alle über dem 18. Lebensjahr daher legal möglich sein.

Wir schlagen vor:

  • Legalisierung von Konsum und Besitz (bis 10g THC pro Person) ab dem 18. Lebensjahr.
  • Weiterentwicklung von Testmöglichkeiten und Grenzwerten für THC im Blut, Harn usw., damit beim Betrieb von Kraftfahrzeugen punktgenau eine eventuell unzulässige Beeinträchtigung festgestellt werden kann.
  • Festlegung von Höchstwerten für THC im Blut/Harn für die Inbetriebnahme von Fahrzeugen jeglicher Art.
  • Legalisierung der Weitergabe von Cannabis zwischen Privatpersonen, sofern es zu keiner monetären Abgeltung kommt.
  • Bundesweit verpflichtende Aufklärungs- und Präventionsprogramme in Schulen zu legalen und illegalen Drogen.
  • Schaffung niederschwelliger Beratungsangebote für Konsuminteressierte.
  • Vergehen gegen die Gesetze durch Konsument:innen werden als Verwaltungsübertretungen behandelt.